Rückschau

Vergessene historische Gebäude am Marktplatz Isny

Mittwoch 16. Oktober 2019

Vergessene historische Gebäude am Marktplatz Isny - Aus dem Vortrag mit Roland Manz

Welche Zusammenhänge bestehen zwischen dem Bayernherzog Heinrich der Löwe mit der Marktentwicklung und Stadtplanung in Isny im Jahre 1171?

Diese Frage kann mit der archäologischen Grabung am Marktplatz in Isny und den vorhandenen Urkunden und Regesten aus den Isnyer Archiven aber auch aus Geschichtsdaten angrenzender Archive und Geschichtsforschungen in der Schweiz, Österreich, Salzburg und Bayern beantwortet werden. Zum Ausbau des für die Welfen wieder gewonnenen Herzogtum Bayern (1156-1180) und zur Festigung seiner Herrschaftsansprüche betrieb Heinrich der Löwe zum Beginn seiner Amtszeit einen ehrgeizigen wirtschaftlichen Plan: Er verfolgte den Ausbau des hoch profitablen Salzhandels und dessen Vertrieb. Das bedeutende und lebensnotwendige Gut wurde mit der Salzstraße von Reichenhall nach Westen und damit auch durch das Herzogtum Schwaben, das damals auch die deutschsprachige Schweiz und das Elsass umfasste, vertrieben. Diese Idee war damals so vielversprechend wie in unserer Zeit der Bau der „neuen Seidenstraße“.

Heinrich der Löwe bemächtigte sich der Salzquelle in Reichenhall, indem er die Grafschaft Reichenhall aus den Händen des Bischof von Salzburg aufgrund eines Reichtagbeschlusses von Roncaglia (1158 Salzregal) entriss. Der Salzvertrieb wurde im Niederlagensystem umgesetzt und dabei Wege und Brücken ertüchtigt und ausgebaut. Städte und Märkte wie Wasserburg, München 1158, Landsberg 1160, Memmingen 1158 und Isny 1171 wurden dazu gegründet um das Salz dann ab Lindau über den Bodensee nach Schaffhausen zu verschiffen um dann vom Endverteiler Baden auch Zürich und Basel zu erreichen. Das bedeutete, dass auf dem jeweiligen Markt das Salz abgeladen, am Markttag angeboten und dann wieder aufgeladen und zum nächsten Markt gefahren wurde.

Er scheute auch nicht, im Zuge dieses Vorhabens, die Brücke über die Isar im Gebiet des Bischofs von Freising wegen des Brückenzolls zu zerstören um sie dann in seiner eigenen Herrschaft im heutigen München wieder aufzubauen. Das war 1158 die Geburtsstunde der Stadt- und Marktentwicklung Münchens.

Nachdem die Grafen Veringen durch die mächtige Konkurrenz der Welfen jahrzehntelang aus ihrem Herrschaftsbereich in Isny vertrieben waren, durften sie um 1168 nun plötzlich im Interesse der Welfen und des Welfenherzogs Heinrich der Löwe zurückkehren, um die Salzstraße auszubauen. Damit wurden die Marktentwicklung und der Stadtausbau von Isny 1171 erst ermöglicht. Zum zentralen Platz wurde in Zuge dieser Entwicklung der Marktplatz mit der geometrischen Ausrichtung in einem gleichseitigen Dreieck aber auch mit der Gründungsachse der Stadt, festgelegt. Somit wurde die Stadt Isny aus der Taufe gehoben (Klosterchronik).

Die zentrale Bebauung am Marktplatz war an vorderster Stelle das Amtshaus des Ulrich. Die späteren Nutzungen waren die Herberge der Barfüßer, und der Nonnenstein. Danach folgte die spätere Nutzung als Rathaus („Altes Rathaus mit den hübschen Seitentürmchen“) das auf Bildern festgehalten ist. Nach dem großen Brand von 1631 wurde es, bis auf eine kleine Zollstation, nicht wieder aufgebaut.

Von den Archäologen wurden am Marktplatz mit den Fundamenten der Gebäude die letzten Zeugen dieser baulichen Entwicklungen aufgedeckt und festgehalten. Ein besonderer Fund stellt den Pranger-Stein dar, der vom Marktplatz und von der Obertorstraße aus aber auch weit bis zur Wassertorstraße hin eingesehen werden konnte und die Bedeutung des mittelalterlichen Straf-System darstellt.


Abbildung Roland Manz: Salzstraße

 

Abbildung Roland Manz: Gesamtplan der Fundamente

 

10 Jahre Freigabe B 12 Umfahrung

Dienstag 25. Juni 2019

Die unendliche Isnyer Verkehrsgeschichte - Vortrag mit Rudi Daumann

Am 23. Juli 2009, also vor fast 10 Jahren, endete die schier “unendliche” Isnyer Verkehrsgeschichte mit der Freigabe der südlichen Umfahrung von Isny auf der neuen Bundesstrasse 12 für den Verkehr. Dieses für Isny existentielle, entwicklungsgeschichtliche Ereignis scheint in der Bevölkerung weitgehend vergessen zu sein; einen kleinen Nachgeschmack dazu bekommen die Anlieger der Lindauer und der Maierhöfener Strasse regelmäßig immer, dann, wenn der Felderhaldetunnel wegen sog. Wartungsarbeiten gesperrt ist.

Der Vortrag war ein kleiner Ausflug in die Verkehrsgeschichte Isny´s von den Anfängen der Stadt bis heute.

Sonntag 13. Mai 2018

Internationaler Museumstag mit dem Motto „Netzwerk Museum“

„Neue Wege, neue Besucher“. Die städtischen Museen und die Appretur Isny stellten diesen Aktionstag, der vom Internationalen Museumsrat ICOM ausgerufen wird, unter einen gemeinsamen „textilen Nenner“.

Traditionelles Handwerk kann im Wassertor-Museum neu erlebt werden. Im 16. Jahrhundert war die Isnyer Leinwand für ihre Qualität und Güte sehr bekannt. Weberin Stefanie Jacobi stand für alle Fragen rund um Scherbrett, Kettbaum und Schussfaden bereit und ab dem 13. Mai 2018 gibt es das vor Ort handgewebte „Isnyer Geschirrhandtuch“ zu kaufen. Außerdem erwartet die Besucher die neue Präsentation von zwei Ebenen im Museum rund um die aufwendige Bearbeitung der Flachsfaser, der Herstellung von Leinwand und den erfolgreichen Handel damit.

Von Mai bis Oktober wird im Wassertor-Museum jeden Samstag um 14 Uhr eine öffentliche  Führung angeboten.

Von der Leinenweberei zur Appretur. Im Jahr 1832 entstand die Appretur von C.U. Springer an der Stadtmauer um die Leinen- und Baumwolltücher im eigenen Betrieb zu veredeln. Die Freunde der Appretur haben zu „Die Appretur, damals und heute“ eingeladen.

Von weitem schon begeisterte die neue textile Installation außen am Gebäude, die auf die historische Nutzung des Gebäudes hinweist. Im Inneren (DG) wurden Filme gezeigt und es gab Möglichkeiten zu Information und Austausch rund um die aktuelle Situation der Appretur. Dr. Karin Uetz führte durch die Appretur und berichtete aus der historischen Bauforschung, die sie kürzlich durchgeführt hat. Kaffee und Kuchen im idyllischen Garten und im gemütlichen „Stüble“ rundeten das Programm ab.

Dienstag 1. Mai 2018

Babara Lochbihler hat ihr zweites Buch zusammen mit ihren Autoren vorgestellt.

Die Europaabgeordnete gibt nach "Allgäuerinnen" mit „Eine Revolution im Allgäu in den Jahren 1848/49?“ nun ihr zweites Buch heraus, mit dem sie wiederholt Geschichte, Politik und Gesellschaft verbindet und vor Ort im Allgäu verankert.

Unter Moderation von Barbara Lochbihler haben die Autoren Hansjörg  Straßer, Leo Hiemer, Hubert Endhardt, Thomas Riedmiller, Thomas Gehring und Barbara Holzmann im Rathaus Isny aus Kapiteln des Buches gelesen. Begleitet wurden sie von Hubert Endhardt und Markus Kerber mit Revolutionsliedern aus der Zeit.

Eine Revolution im Allgäu in den Jahren 1848/49? Diese Frage wurde den 14 Autoren des Buches immer wieder gestellt. So gehen sie in 21 Artikeln der Sache auf den Grund und führen die Leser und Leserinnen an Orte der Revolution, bringen ihnen Menschen nahe, die damals als Liberale, also Revolutionäre galten und zeigen die Wirkung der Freiheitsbewegung insbesondere auf Bildung, Bauern, Frauen und Auswanderung.

Texte unterschiedlicher Länge, meist historisch bebildert, ergeben ein geschichtliches Lesebuch und lassen Neugierige eintauchen in ein vielen nicht bekanntes Allgäu in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Alle Artikel wurden eigens für dieses Buch verfasst und manches ist hier zum ersten Mal zu lesen und zu sehen.

Barbara Lochbihler, Menschenrechtsaktivistin und -politikerin aus Ronsberg im Ostallgäu, ist seit 2009 Mitglied im Europäischen Parlament in der Fraktion DIE GRÜNEN/EFA.

 

Donnerstag 26. April 2018

Allgäuer Mundart - gestern-heute-morgen

Im Rathaus Isny sprach Berthold Büchele im Rahmen des Studium Regionale über die Allgäuer Mundart, ihre Herkunft, ihren Wandel und ihre Zukunft.

Der bekannte Heimatpfleger ist nicht nur als Musikforscher tätig, sondern hat auch über die Allgäuer Kultur, Mundart und Brauchtum geforscht und geschrieben. Authentische Texte und Redewendungen geben ein lebendiges Bild unserer Mundart.

Freitag, 16. März 2018

AG Heimatpflege besucht Ausstellung im Humpisquartier

Der Beginn des 30-jährigen Krieges jährt sich heuer zum 400. Mal. Das Humpis-Quartier in Ravensburg beleuchtet dieses historische Ereignis aus oberschwäbischer Sicht in einer Ausstellung. Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Heimatpflege und interessierte Isnyer besuchten diese Ausstellung, die “große Geschichte im Kleinen spiegelt”. In einer ausgezeichneten Führung verstand es Christian Stehle die komplexe politische Ausgangslage im großen Habsburger Reich verständlich zu machen, aufgezeigt wurden die konfessionellen Positionen und wirtschaftlichen Interessen der Kriegführung und die verheerenden Folgen für die oberschwäbische Bevölkerung, die zudem ab 1634 noch von Seuchen heimgesucht wurden.

Die Ausstellung ist bis 1.April zu sehen, Öffnungszeiten sind Di-So 11-18 Uhr, Do 11-20 Uhr. Empfehlenswert ist die Ausstellung mit einer Führung zu besuchen jeden 1.und 3. Do 18 Uhr und jeden 3. So um 11 Uhr.

 

7. November 2017

Vortrag "Reformation in Isny"

Manfred Haaga berichtete im Museum am Mühlturm über die Reformation in Isny im Spannungsfeld zwischen Zürich (Zwingli) und Wittenberg (Luther)“.

10. September 2017

Rathausvortrag und –führung findet großen Anklang

Der aus Anlaß des Tags des offenen Denkmals von der AG Heimatpflege Isny angebotene Vortrag mit der Führung im Rathaus fand bei den Isnyern großen Zuspruch. Walter Bühler als Kenner der Bau- und Sozialgeschichte des Hauses nahm die Familie Albrecht in den Mittelpunkt seines Vortrags. Er rückte auch das Bild zurecht, wonach man bei Johannes Albrecht zwar unstreitig vom wohlhabenden und einflußreichen Kaufmann sprechen kann, der auch dank seiner Heirat mit der Bürgermeistertochter einen beachtlichen gesellschaftlichen Aufstieg schaffte und mit dem heutigen Rathaus “Pracht und Macht” verkörperte. Den gebürtigen Leutkircher aber als “berühmten Sohn” von Isny zu bezeichnen werde Johannes Albrecht in seinem Schaffen in und für die Stadt nicht gerecht.

15. März 2017

Vortrag "Das alte Rathaus am Marktplatz Isny"

Im historischen Sitzungssaal des Rathauses hielt Heimatforscher Roland Manz einen bild- und faktenreichen Vortrag...

Hier am bedeutendsten und ältesten Platz der Stadt standen bis zum großen Brand 1631 das Alte Rathaus und zuvor der Nonnenstein (steinernes Haus der Nonnen) sowie auch die Herberge der Barfüßer (Franziskaner aus Lindau). Dieses Gebäude wurde als „Domum Ulrici“ bezeichnet – das Amtshaus des Ulrich [Bild 1]und wurde 1288 von einem Isnyer Bürger an die Franziskaner verkauft.

Nachdem die Römer (15 v.Chr. bis um 400 n.Chr.) die Reichsstraße Kempten - Bregenz mit dem Reiterkastell Vemania und dem Wachturm Nellenbruck aufgegeben hatten, entstand bereits um das Jahr 1000 der Marktplatz in Isny an den bedeutenden Handelsstraßen Augsburg – Bregenz und in Richtung zu den Alpenpässen.

Im 12. Jh. tobte im Herzogtum Schwaben der Machtkampf zwischen den mächtigen Welfen und den Staufern. Das Herzogtum hatte eine bedeutende Schlüsselstellung im Heiligen Römischen Reich für den Zusammenhalt der Territorien südlich und nördlich der Alpen. Welf [Bild 2] der VI. hatte größtes Interesse am Markt und am Kloster Isny, das zwischen seinen Machtzentren Augsburg und Weingarten lag. Nachdem sein Sohn Welf VII. als hoffnungsvoller Nachfolger überraschend 1167 starb erlahmte sein Interesse und der Markt in Isny konnte durch Graf Wolfrat und sein Schwiegersohn Heinrich 1169-71 ausgebaut werden. In der kaiserlosen und rechtlosen Zeit (1245-1273) hatten auch mächtige Nachbarn gefallen am Isnyer Markt. Das wehrlose Isny musste vermutlich an Graf Ulrich von Montfort/Bregenz den Markt und die Burg [Bild 3] am Markt abgeben. Erst als der neue Kaiser Rudolf I. die Rückeroberung Schwaben durchführte, besserte sich die Lage und Isny stieg zur Reichsstadt auf. Dies ist nicht zuletzt den beiden gebürtigen Isnyer Heinrich und Konrad – beides Franziskaner- die inzwischen zu Bischöfen von Basel und Toul ernannt worden waren, zu verdanken.

Der Franziskaner und Bischof von Toul war ein Förderer des Franziskanerordens. Die Franziskaner-„Schwestern im Stein“ sind wohl auch in der Herberge der Franziskaner dem ehemaligen Amtshaus/Burg des Ulrich untergekommen. Sie sorgten sich um die Gesundheit der Isnyer, leisteten Hebammenhilfe und versorgten Pestkranke im Auftrag der Stadt. 1513 [Bild 4] verließen die Schwestern Isny im Streit mit der Stadt. Damit war der Platz für das prächtige Renaissance Rathaus mit den Seitentürmchen [Bild 5 und 6] frei geworden.

30. Mai 2014

Landschaftsgeschichte des Westallgäus

Die AG Heimatpflege im Württembergischen Allgäu hat zur Ortsheimatpfleger-Schulung eingeladen. Im Mittelpunkt stand im Rahmen der Kulturlandschaft Württemberisches Allgäu eine geführte Wanderung mit Wolfram Benz rund um Argenbühl-Eglofs mit Schwerpunkt "Landschaftsgeschichte des Westallgäus". Treffpunkt war das Dorfgemeinschaftshaus Eglofs. Auch Interessierte waren eingeladen, die nicht Ortsheimatpfleger sind, sich aber für deren Arbeit interessieren.